Anjas frischgrüne Revue, Ausgabe 4

BETONSPRENGER & ORTSKERNAKTIVIERER

 

Samstag, 26. Oktober: „Tag der offenen Tür“ im Landhaus, „Tag der Demokratie“

Am Tag der offenen Tür im Landhaus werden wir förmlich überrannt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen erscheinen, immerhin ist Nationalfeiertag und da wird traditionell gewandert. Im Vorfeld habe ich 150 Energiebällchen gerollt, sogenannte „Betonsprenger“, und noch am Morgen frisches Obst und Gemüse zu einem grünen Smoothie gemixt, dem „Ortskernaktivierer“ – doch schon am 12:30 war von beidem nichts mehr zu sehen. Meine Sorge, dass wir die ganze nächste Woche im Büro Energiebällchen essen und Smoothies trinken werden, war unbegründet. Es sind klasse Gespräche, uns wird mitgeteilt, für wie gut unsere Arbeit befunden wird und dass wir uns gegen Bodenversiegelung und für den Naturschutz einsetzen. Oft werde ich auch auf mein Posting zum Rechnungsabschluss angesprochen – man fragt sich, wie es finanziell weitergeht im Land, niemand kann sich so richtig vorstellen, wie sich das alles ausgehen soll.

Am Abend bin ich streichfähig und bewege mich vom Sofa nicht mehr weg. Ein wirklich schöner Tag, aber nicht zu glauben, wie anstrengend es sein kann, geschätzt an die 300 Gespräche zu führen. Des hängt si eini!

 

Dienstag, 29. Oktober: Besuch der neugewählten Landesschüler*innenvertretung

Die neugewählte Landeschüler*innenvertretung stellt uns das Arbeitsprogramm fürs neue Schuljahr vor. Mir taugt, dass von Herzensthemen gesprochen wird, z. B. kostenlosen Menstruationsartikeln auf Schultoiletten oder einer besseren Anpassung des öffentlichen Verkehrs an die Schulöffnungszeiten. Es besteht außerdem ein großer Wunsch nach einer eigenen Podiumsdiskussion aller Spitzenkanditat*innen vor der Landtagswahl, um Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen. Ich finde das total wichtig und unterstütze es, nur schade, dass im Burgenland seitens der Politik hier unterbunden wird. Es wäre super wichtig, so eine Diskussion an einem Vormittag stattfinden zu lassen, im Rahmen der freien Tage für Workshops und Ausflüge. Wir werden uns hier jedenfalls reinknien, damit sich junge Menschen, die zum ersten Mal wählen gehen, auch selbst ein Bild von den Kandidat*innen und Wahlprogrammen machen können.

 

Mittwoch, 30. Oktober: Humusstammtisch in Weppersdorf

Gerald Dunst von der „Sonnenerde“ hält einen spannenden Vortrag. Ich bin trotz allem überrascht, wie interessant Humus, also Erde, sein kann und wie wichtig sie für unsere Zukunft ist. Gerald Dunst ist der erste, der im Burgenland den TRIGOS, Österreichs Auszeichnung für verantwortungsvolles Wirtschaften, für die „Sonnenerde“ erhalten hat. 19 Jahre später haben wir dann mit dem Freuraum als zweites burgenländisches Unternehmen den TRIGOS bekommen. So etwas verbindet natürlich. Was mir an Gerald Dunst gefällt: Dass er nicht schlecht über die Bauern und Bäuerinnen spricht, die konventionell mit Kunstdünger arbeiten, und stattdessen betont, wie schwer so eine Umstellung ist, und wie schwer, nach Jahrzehnten ein Umdenken herbeizuführen. Darum hat er sich coole Modelle überlegt, als Anreiz für den Humusaufbau. Humus ist ein enorm wichtiger CO2-Speicher, über das Anreizsystem können Bauern und Bäuerinnen Geld aus CO2-Zertifikaten erhalten, wenn sie sich engagieren und entsprechende Maßnahmen setzen, um Humusaufbau im Boden zu fördern. Und ganz nebenbei können sie auch noch Geld dazuverdienen. Es rechnet sich also auch betriebswirtschaftlich und es rechnet sich jedenfalls für unser aller Zukunft. Das Problem ist nach wie vor, dass es viel mehr Industriebetriebe gibt, die CO2-Zertifikate bei Gerald kaufen wollen, als Landwirt*innen, die beim Programm mitmachen, um tatsächlich Humus aufzubauen.

 

Für alle, die’s interessiert: weiterführende Infos zum Humus-Zertifikatehandel!

https://www.humusplus.at/humus-zertifikate/humus-zertifikatehandel