25. August 2024, Tag 32
Anjas frischgrüne Sommertour
Wie es sich für eine frischgrüne Sommertour gehört, endet sie mitten in der Natur. Ich hätte mir keinen schöneren Abschluss wünschen können, vielleicht aber bei nicht ganz so hohen Temperaturen …
Station 1: Ramsarfest (Güssinger Teiche)
In einer Gruppe von Hobby-Ornitholog:innen und anderen Interessierten starten wir die Führung um die Güssinger Teiche. Die Kulisse mit der Burg im Hintergrund ist im besten Sinne prächtig. Mittels Sauerstoff und einem Boot, das ein bisschen wie ein Rasenmäher funktionieren soll, wird das Wasser der Teiche von Algen und stacheligen Wassernüssen freigehalten. Schon bald zeigt sich die wunderbare Artenvielfalt der Teiche und wir bestaunen Silberreiher und einen Eisvogel. Doch den erhebensten Moment beschert uns das Auftauchen des Seeadlers.
Unser Führer Franz ist seit langen Jahren passionierter Vogelkundler. Vor 65 Jahren hat er sich Platten aus Schweden besorgt, um den Vogelsang zu studieren. Nachdem er die Tonspuren eifrig in sich aufgenommen hat, ist er draufgekommen, wie schwierig es trotz allem ist, Vogelgesang einzuordenen, wenn 10 verschiedene Vögel gleichzeitig zwitschern. Franz borgt mir sogar sein Fernglas. Ein Bekannter flüstert mir zu: „Das hat er noch nie wem geborgt.“ Danke, Franz! 🙂
Franz erzählt uns die Geschichte von einem Killer-Schwan, der bei den Teichen sein Unwesen trieb. Einen Artgenossen soll er dermaßen zerpickt haben, dass dieser verblutet ist, einen anderen hat er am Krawattl gepackt und ertränkt. Auf einem der Dämme begegnen wir kurz darauf auch einer Schwanenfamilie, Mutter, Vater, Kind. Eigentlich wollen wir ja nur vorbeigehen, doch einer der Schwäne plustert sich auf und faucht, was das Zeug hält, wahrscheinlich um sein letztes verbliebenes Junges zu beschützen. Für uns nach dieser Mördergeschichte auch nicht gerade lustig!
Es ist sehr heiß, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Am Ramsarfest können wir die erste Pressung der mobilen Saftpresse des Streuobstwiesen-Vereins probieren. Köstlich! Im Schatten des Zeltes treffe ich den Bürgermeister von Güssing und auch Herrn Wolf von Wolfnudeln, mit dem ich mich über die Probleme der Hersteller mit den großen Handelsunternehmen unterhalte. Leider können wir nicht allzu lange bleiben, wir müssen weiter zum Moor. Der köstlich duftende Eintopf bei den Güssinger Jägern geht sich leider nicht mehr aus.
Station 2: Rohrer Niedermoor
Das Rohrer Moor ist das Herzstück des Natur-, Vogel- und Europa 2000-Schutzgebietes Auwiesen Zickenbachtal im Südburgenland. Mit seinen 42 ha ist es das größte Niedermoor im pannonischen Raum. Als uralter Zeitzeuge der Eiszeit gewährt es interessante Einblicke in seinen sensiblen Lebensraum. Es ist ca. 13 Meter mächtig und über 10.000 Jahre alt.
In Rohr trifft unsere Gruppe auf Julia, die als Vereinsmitglied Führungen für „Lust auf Moor“ macht. Sie erzählt von der Bedeutung der Moore als CO2-Speicher und dem Unterschied zwischen Hoch- und Niedermoor: Ersteres speist sich ausschließlich aus Regenwasser, zweiteres auch aus dem Grundwasser. Nach dem Ozean sind die Moore der größte CO2-Speicher, die Trockenlegung stellt eine massive Bedrohung dar, weil der darin gespeicherte Kohlenstoff freigesetzt wird. Das Rohrer Niedermoor gewinnt jedes Jahr ca. 1 mm an Mächtigkeit. Dass der Verein vor allem Programme für Kinder anbietet, merken wir, als wir eine Versuchsfläche Moorerde betreten und schnurstracks im Gatsch versinken. Mein persönliches Highlight! Die ganze Sache mit den Moorleichen ist aber (Gott sei Dank!) nur ein Gerücht.
Zum Abschluss setzen wir uns zu einer ordentlichen Portion Kesselochse zusammen und auch der Initiator der Zickentaler Moorochsen, Dr. Frank, kommt vorbei. Irgendwer müsse ja die Grünflächen um das Moor beweiden und er selbst sei dafür nicht zur Verfügung gestanden, meint er scherzhaft. So sei er auf die Ochsen gekommen. Dr. Frank ist zwar Wiener, im Internat aber ein Jahr lang „strafversetzt“ worden ins Burgenland. Seither begleitet ihn eine Burgenlandliebe durchs Leben.
Was mir im Süden auffällt: Dass hier viele der Regionalentwicklungsprojekte nachhaltig und sehr gut genutzt sind. Es gibt hier eine wunderbare Kreativität, Fördergelder gut einzusetzen.
Tag 32, der letzte Tag meiner frischgrünen Sommertour. Das war er nun, mein Sommer im Burgenland. Mein Sommer mit vielen wunderbaren Menschen im Nördlichen, Mittleren und Südlichen, mit interessanten Besichtigungen, aufschlussreichen Schilderungen und authentischen Begegnungen. Ich bin überglücklich und dankbar, und – wie könnte es anders sein – auch etwas erschöpft. Die nächsten Tage heißt es jetzt Kraft tanken für den politischen Herbst und eine konstruktive und lösungsorientierte Arbeit im Landtag. Auch dafür sind Notizbuch und Plaudertausche voll mit Themen und Ideen.
Aus tiefstem Herzen: Danke, Burgenland!