Tag 30: Z’sammkommen im Südburgenland

23. August 2024, Tag 30
Anjas frischgrüne Sommertour

 

Es ist Freitag und wir starten den Tag erholt am Rosenberg im Ortsteil Grieselstein. Die Stadt Jennersdorf hat 4 Ortschaften: Jennersdorf, Grieselstein, Henndorf und Rax, die alle aus mehreren kleinen Ortsteilen bestehen. Über die Herausforderungen, die das mit sich bringt, spreche ich heute mit dem Jennersdorfer Bürgermeister Reinhard Deutsch.

Station 1: Beim Bürgermeister von Jennersdorf

Reinhard Deutsch ist seit 2017 Bürgermeister von Jennersdorf. Damals ist er mit einer eigenen Bürgerliste JES das erste Mal zur Gemeinderatswahl angetreten und zack! – auf einmal war er Bürgermeister. Nachdem wir nun schon einige rote und schwarze Bürgermeister*innen im Burgenland besucht haben, ist Reinhard Deutsch unser erster unabhängiger Bürgerlisten-Bürgermeister.

Nach wie vor führt er seinen Malereibetrieb und war auch schon in der Wirtschaftskammer aktiv. Er erzählt, dass Jennersdorf aufgrund seiner Lage am südlichsten Zipfel des Burgenlandes wirtschaftspolitisch eher in Richtung Steiermark ausgerichtet ist. Obwohl es aufgrund der EU-Förderprogramme viel schwerer ist, mit den Steirern Projekte abzuwickeln als z.B. mit Ungarn oder Slowenien.

In den letzten Jahren wurde in Jennersdorf eine Gesundheitsversorgung mit Allgemeinärzt*innen und einem Gesundheitszentrum aufgebaut, darauf ist der Bürgermeister stolz. Nicht so stolz ist er auf einiges, dass ihm die Politik seiner Vorgänger hinterlassen hat: Es gab Zeiten, da wurde mit billigem Bauland gehandelt, als gäbe es kein Morgen. Jennersdorf hat – wie auch Güssing – das meiste gewidmete Bauland pro Kopf. Während der Durchschnitt im Burgenland bei etwa 700 m² liegt, sind es in Jennersdorf weit über 1.000 m² pro Kopf. In allen Ortschaften zusammen gibt es 160 ha Baulandreserven, die gewidmet, aber nicht bebaut sind. Neue Widmungen gibt es daher nicht, bzw. nur, wenn anderswo zuerst in Grünland rückgewidmet wird.

Jennersdorf ist eine Sportstadt, Judo und Volleyball sind hier ganz groß. Mittlerweile gibt es wieder einen gesunden Zuzug. Jede Ortschaft hat eine eigene Freiwillige Feuerwehr. Schule und Kindergarten gibt’s für alle gemeinsam in Jennersdorf. Und eine Bahnanbindung gibt es auch.

Station 2: Im Uhudlerviertel

Zu Mittag machen wir einen Ausflug nach Eltendorf ins Uhudlerviertel. Zwischen idyllischen Weingärten und Kellern genießen wir einen Uhudlerfrizzante vom Selbstbedienungskühlschrank, im kleinsten Weinbaugebiet des Burgenlandes. Dann geht es weiter in die Uhudlerei Mirth zum Mittagessen.

Station 3: Lumitech

Im Technologiezentrum Jennersdorf ist auch das Beleuchtungsunternehmen Lumitech zu Hause. Seit 27 Jahren werden hier Beleuchtungen und Konzepte entwickelt. Mittlerweile wurde auf LED-Technologie in 3 Bereichen spezialisiert:

  • Lumitech entwickelt Beleuchtungen für den Lebensmittelverkaufsbereich, damit die Ware einerseits hübsch zur Geltung kommt und andererseits durch falsches Licht nicht beschädigt wird. Es will ja niemand Wurst und Fleisch kaufen, das durch falsches Licht grau geworden ist. Lumitech-Beleuchtung findet man in den Kühlregalen der meisten Supermärkte in Österreich verbaut.
  • Lumitech entwickelt individuelle Lösungen für Beleuchtungen von Maschinen aller Art. Es werden UV-Bestrahlungen für Drucker genauso entwickelt wie Mikroringlichter im Zahnarztbohrer – damit Zahnärzt*innen auch mit dem richtigen Licht und ohne Schatten gut Farbunterschiede auf den Zähnen erkennen kann.
  • Außerdem entwickelt Lumitech Konzepte für Raumgestaltungen. Das Wiener AKH zum Beispiel wurde von Lumitech erst kürzlich komplett neu mit Tageslichtbeleuchtung ausgestattet.

Wir bekommen eine Führung durch den Betrieb und den Lichtschauraum. Wir plaudern viel über regionale Wirtschaft (nur 8% der hier verarbeiteten Elektronik kommt aus China, das ist einzigartig in dem Bereich), über Nachhaltigkeit, Beleuchtung, über Lehrlinge, Bildung und junge Leute im Südburgenland.

Die Räumlichkeiten bei Lumitech erinnern an Silicon Valley, zumindest wie ich es mir vorstelle. Man spürt hier eine gewisse Dynamik. Erfreulich ist auch der für ein Technologieunternehmen hohe Frauenanteil von 30 % und auch auf Nachhaltigkeit wird großer Wert gelegt.

Was mir auch noch hängen geblieben ist: Bei der Führung durch den Schauraum betont ein Mitarbeiter, dass man mit dem Licht nicht manipulieren wolle, sondern ins rechte Licht rücken. Eine schöne Unterscheidung!

Station 4: Königsdorfer Naturbadesee

Am Abend gibt’s dann in sehr angenehmer Atmosphäre Live-Musik am Badesee. Vorher springe ich noch kurz in den See und schwimme dem Sonnenuntergang entgegen, klingt etwas kitschig, ich weiß, ist aber super erfrischend. Wieder ergeben sich zufällige Bekanntschaften. Etwa mit zwei Grünen aus der Steiermark, die nebenan sitzen. „Da sieht man’s wieder, im Südburgenland kommen die Leut auf wundersame Weise zusammen“, bemerkt Petra Poten trefflich.