22. August 2024, Tag 29
Anjas frischgrüne Sommertour
Um 11 Uhr geht’s mit dem E-Auto los von Eisenstadt Richtung Jennersdorf. Die Fahrtzeit von 2 Stunden ist knapp bemessen, das Auto nicht ganz geladen. Vielleicht müssen wir zwischendurch an den Schnellader.
Schon bald meldet sich der erste Hunger, wir halten kurz bei einer Raststation, da können wir laden und uns ein Semmerl für die Fahrt checken. Wider Erwarten gibt es keinen Schnellader. Klubdirektor Gerhard entscheidet rigoros: ohne Semmerl weiterfahren. Auf der S7 sind wir weit und breit das einzige Auto. Wofür hat man diese Straße eigentlich gebaut?
Das Navi führt uns über Henndorf, es geht rauf (Akkuladung wird schnell weniger) und runter (Akku lädt sich wieder auf) und rauf und runter. Mit den restlichen 7 % Akkuladung rollen wir über eine wunderschöne Lindenallee in Jennersdorf ein und stellen uns vor dem Rathaus in eine Ladestation.
Station 1: Iduna Warenhaus (Jennersdorf)
Um 13 Uhr treffen wir Iduna-Obfrau Elisabeth Lang. Landtags-Kollege Wolfgang Spitzmüller wartet auch schon auf uns. Er empfängt mich äußerst charmant: „Oooh, ganz gestreift! Ich hab einmal eine Lampe vom Ikea gehabt, die hat genauso ausgeschaut.“
Iduna haben 2013 damit begonnen, in der Frauenberatungsstelle Jennersdorf gebrauchte Kleidung zu sammeln und second-hand weiterzugeben. 2015 folgte der Umzug in den ehemaligen Zielpunkt, seither verkauft der Verein Keidung und Waren aus zweiter Hand weiter. Davor sind die Räume lange leer gestanden. Wiedernutzung und Nachhaltigkeit schafft der Verein Iduna in allen Bereichen.
Mittlerweile werden 300 Tonnen Ware im Jahr hier umgeschlagen – Tendenz steigend. Der Verkaufsbereich ist üppig, die Lagerbereiche sind dreimal so groß und prall gefüllt.
„Die Leute glauben, man geht nur in so ein Geschäft, wenn man arm ist. Aber das stimmt nicht,“ sagt Obfrau Elisabeth Lang. Hier geht es um Re-Use und Nachhaltigkeit – weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zu einer nachhaltigen Lebensweise.
Im Warenhaus werden Raritäten, Einzigartiges und auch Nostalgisches aus zweiter Hand angeboten. Ich liebe alte Sachen und Iduna fühlt ist der Himmel. Obfrau Elisabeth Lang erzählt bodenständig vom „Kramasuri“, dass hier zum Kauf angeboten wird. Kramasuri, genau meins. Es dauert nicht lang und ich werde fündig: Ein besonders schwerer Hoolahoop-Reifen hat es mir angetan. Bestimmt ein tolles Ganzkörpertraining, das mir spielerisch im Nu einen Sixpack bescheren wird. Reality-Check dann in sechs Monaten.
Wir unterhalten uns über Unternehmensführung, Projektfinanzierung und die Mühen der Förderungseinreichung, besonders für ältere Personen.
Station 2: Bäckerei Hütter (Jennersdorf)
Gegen 15:00 schaffen wir es schließlich, doch noch was Festes zwischen die Zähne zu bekommen. Schinken-Käse-Toast, der Klassiker des „Gach-etwas-Einwerfens“. Wer meine Reiseberichte liest, weiß, dass ich mich gegen eine gute Nachspeise selten wehre. Statt des üblichen Afogattos darf es heute ein großer Eiskaffee sein. Mit den Anwesenden ergeben sich spannende Gespräche über Integration, Tourismus, Bildung und Kinderbetreuung im Bezirk. Wir erfahren – wie so oft – Gschichtln über SPÖ-Postenbesetzungen – ein systemisches Problem im Burgenland. Wir sprechen außerdem über die Aktivitäten der Grünen Jugend im Norden und der Grünen Senior*innen im Süden und wie wir die 2 Gruppen zusammenbringen können.
Trotz seiner Entscheidung, ohne Semmerl weiterzufahren, darf sich Gerhard für die Abendgestaltung ausnahmsweise etwas wünschen. Er entscheidet sich für einen Besuch in der nahegelegenen Therme Loipersdorf. Eine sehr gute Wahl, war es doch heute wieder recht warm. Etwas Abkühlung kann bestimmt nicht schaden. Dann laufen wir morgen wieder auf 100 %.