Tag 9: Ich mag Märkte!

13. Juli 2024

Anjas frischgrüne Sommertour, Tag 9

Heute bin ich wieder im Mittleren unterwegs. Im Bezirk Oberpullendorf schmeiße ich mich zuerst ins bunte Markttreiben und besuche dann einen sehr interessanten „Lebenshof“ (ein viel besseres Wort als „Gnadenhof“) sowie ein biodynamisches Weingut.

Station 1: Markt der Erde (Lutzmannsburg)

Am Markt der Erde in Lutzmannsburg kaufen wir frisches Gemüse, wie es sich für einen Markt gehört. Ich unterhalte mich mit den Händler*innen und Handerwerker*innen und erfahre Interessantes von den Straußenzüchtern, zum Beispiel dass so ein Straußenei eine Stunde bis eineinhalb Stunden kochen muss, es dafür aber wesentlich flaumiger ist als ein normales Ei, wodurch es sich besonders fürs Backen gut eignet.

Ich sag’s, wie es ist: Ich mag Märkte. Es ist hier alles so gemütlich. Als sich dann doch der erste Hunger meldet, holen wir uns einen Langos. Ich bemerke, dass ich eindeutig zu wenig Knoblauchöl auf meinem drauf habe und besorge mir Nachschub. Wolfgang (Spitzmüller) meint, jetzt würde man mich auch im Dunkeln erkennen. Danke, sehr charmant! 🙂

Station 2: Hof Sonnenweide (Weppersdorf)

Anschließend besuchen wir Andi Nussbaumer in Weppersdorf auf seinem Hof Sonnenweide. Andi war mal Verkaufstrainer und macht das immer noch gelegentlich, um sich sein Taschengeld aufzubessern. Er ist leidenschaftlicher Veganer und führt einen „Lebenshof“ gemeinsam mit seiner Frau. Bei unserer Ankunft werden wir von Hängebauchschweinen begrüßt, allerlei Hendln und einer außerordentlich anschmiegsamen Katze. Auch Nandus leben bei Andi, schöne Tiere mit schönen großen Augen und langen Wimpern, aber: Ihre Scheiße stinkt erbärmlich! Andi führt uns nicht durchs Gehege, weil er meint, dass wir dann unsere Schuhe wegschmeißen könnten. Wir lernen einen Ganter kennen, der nicht auf Gänse steht und deshalb ausgemuster wurde, weil er sich weigert, sie zu decken. Ein queerer Ganter, quasi.

Mittlerweile hat der Gnadenhof über 100 Tierpat*innen, die die Futter- und Tierarztkosten übernehmen. Immer stellen sich auch kleine Helferlein ein, Ursi z. B., die gerade ankommt, um den Stall auszumisten. Sie kommt extra aus Eisenstadt, weil sie es genießt, im Freien bei den Tieren zu sein und mithelfen zu können.

Als die Nussbaumers ihre Jausenstation auf vegan umgestellt haben, sind auch die letzten Gäste weggebrochen, sodass man schweren Herzens wieder zusperren musste. Heute lassen sie alles auf sich zukommen. Andi betreibt nebenbei auch den Podcast „Lass die Sau raus“, wo es um tierisch interessante Persönlichkeiten geht, aber auch um Menschen und die Schönheit der Natur.

Was ich an den Nussbaumers besonders schätze: Sie probieren gerne aus und falls sich herausstellt, dass etwas doch nicht so klappt wie geplant, lassen sie’s auch wieder gut sein. Sie hängen sich nicht unnötig an Dinge und bleiben immer schön flexibel. Find‘ ich inspirierend!

Station 3: Weingut Weninger (Horitschon)

Um den Tag entsprechend ausklingen zu lassen, treffen wir uns auf a Glaserl Wein im Weingut Franz Weninger in Horitschon. Franz‘ ganze Leidenschaft gilt dem Naturwein. 2012 hat der den Betrieb von seinem Vater übernommen, mit Lagen in Horitschon und Ungarn. Franz wünscht sich eine starke Interessensvertretung für Naturwein, gegenwärtig vermisse er das etwas in der Politik. Bei den Naturweinen fühle er sich fast ein wenig diskriminiert, Jahrgang und Sorte dürfen am Etikett nicht angeführt werden. Außerdem sei die Weinjury in Österreich sehr penibel und trüber Naturwein könne deshalb nie als Qualitätswein durchgehen. Er erzählt uns von Kollegen, die ihr Produkt nicht als Bio verkaufen durften wegen der Pestizidabdrift konventioneller Bauern, die von der AMA in den Blättern nachgewiesen wurde. Damit Bio zukünftig nicht nur ideologisch, sondern auch wirtschaftlich motiviert sei, spricht sich Franz ähnlich wie bei der CO2-Bepreisung für eine Spritzmittelbesteuerung aus.

Am Abend besuche ich noch das Sommerfest der Grünen Eisenstadt. Philip moderiert gekonnt das Pubquiz und obwohl ich etwas erschöpft bin von den vielen Eindrücken des Tages, krame ich mein letztes Hirnschmalz zusammen. Und dann kommt sie, diese eine Frage, die noch Tage danach für Gesprächsstoff sorgen wird: Welches Land ist nur von Binnenländern umgeben?

Na?