Tag 5: So schmeckt regional

06. Juli 2024

Anjas frischgrüne Sommertour, Tag 5

Am ersten Samstag meiner Sommertour wartet ein besonders „g’schmackiges“ Programm auf mich. Es ist ja kein Geheimnis, ich esse gerne und vor allem gut, immerhin soll es Leib und Seele zusammenhalten. Mit Leib und Seele, Praktikant Leon und der Plaudertasche im Gepäck, mache ich mich auf nach Jois.

Station 1: Auf kulinarischer Pirsch

Dort treffe ich „Pirschkäfer“ Janine Zangl und lasse mich von ihr mitnehmen auf eine kleine, aber feine Reise durch Kulinarik und Urigkeit rund um den Neusiedler See. Der Kontakt zu den Produzent*innen ist für den Pirschkäfer von besonderer Bedeutung, dadurch wisse man, was man isst und sehe, wo es herkommt. Wir unterhalten uns über Kulinarik, biodynamische Land- und Viehwirtschaft, Sinntraining sowie den Reiz, Neues zu entdecken.

Station 2: Vielfalt im Marktgarten

Die Pirschkäfer-Tour führt uns zunächst nach Gols, in Clara Heinrichs Marktgarten. Hier gedeihen über 50 Kulturen auf 2.200 m2. Es werde möglichst eng gepflanzt, das steigere den Ertrag und schütze vor Unkraut und Verdunstung. Früher sei der Boden des Marktgartens noch als Schafweide genutzt worden, durch die damit einhergehende Düngung sei er optimal auf die Bepflanzung vorbereitet worden. Mir gefällt Claras Einstellung zu den Unkräutern: Als Zeigerpflanzen werden sie verstanden, die anzeigen, was der Boden brauche. Ich lerne, dass das Nordburgenland als Extremstandort ständige Anpassungen erfordere. So hätten sich etwa kroatische, italienische und einige altösterreichische Sorten besonders bewährt. Schließlich frohlocken meine Geschmacksnerven, als wir frische und herrlich aromatische Kräuter verkosten.

Station 3: Tierwohl macht happy

Weiter geht’s nach Frauenkirchen, in den Hofladen von Josef Göltl. Hier werden 8-10 Schlachtungen pro Monat durchgeführt, wofür die selben Auflagen gelten wie bei Großbetrieben. Damit sei er nicht ganz happy, meint der Josef, mit seinem Beruf dafür umso mehr. Gelernt habe er zwar Mechaniker, sich letztlich aber doch entschieden, den Betrieb zu übernehmen und als Bio-Betrieb weiterzuführen, selbstverständlich mit ganzjähriger Freilandhaltung. Auch mit seinen Mangalitzaschweinen ist er happy und so wie’s ausschaut, auch die Schweine mit ihm. Bäumchen und Sträucher haben sie und frei herumlaufen können sie. Ein doppelter Zaun, mit ein paar Metern Abstand dazwischen, sorgt dafür, dass von Besucher*innen keine Abfälle an die Schweine verfüttert werden können. Überhaupt sollten Mangalitzas nicht gefüttert werden, da sie sonst Bauchschmerzen kriegen und krank werden könnten. 

Station 4: Regional macht erfinderisch

Zum Abschluss der Pirschkäfer-Tour kehren wir bei „Lehner’s BioBuschenschank zum Rebstöckl“ ein. Die Betreiber*innen wollen einen regionalen, nachhaltigen Lebensstil auf ihren Betrieb übertragen. Die Wertschöpfung solle bei den Bäuerinnen und Bauern liegen. Die Lehners haben ein gutes Netzwerk, das für die nötige Transparenz der Ressourcen sorgt. Die verwendeten Rohstoffe seien allesamt regional und stammen von Betrieben, die man persönlich kenne. Und wenn’s in der Region doch einmal was nicht gibt, na dann müsse man halt erfinderisch werden und z. B. im Kuchen zum Schokoersatz auf Traubenkernmehl-Basis greifen.

Station 5: Neue Wege am „Neuen Strand“

Als letzte Station des Tages besuchen wir den „Neuen Strand“ in Breitenbrunn am Nordufer des Neusiedler Sees. Nach der Rücknahme des Seebades Breitenbrunn in die Eigenverwaltung der Esterhazy Betriebe sei man bemüht, den „Neuen Strand“ als nachhaltiges Vorzeigeprojekt zu führen. Zu den Maßnahmen zählen u. a. die Entsiegelung von 11.000 m2 Boden oder die enge Kooperation mit der UNESCO für eine umweltbewusste Planung. Die Lebensmittel beziehe man von regionalen Lieferant*innen. Für Mitarbeiter*innen seien Dienstwohnungen in Breitenbrunn geplant, nur 3 km vom Strand entfernt und per E-Scooter leicht zu erreichen. Bis 2026 sollen alle Bauprojekte abgeschlossen sein.