Tag 4: Nachhaltig wie eh und je

05. Juli 2024

Anjas frischgrüne Sommertour, Tag 4

 

 

Station 1: Ich geb‘ mir voll die Press‘

 

Unsere erste Station führt uns nach Mörbisch, in Olivias Bio-Olivenhain. Ein wahres Liebhaberprojekt, von einem Paar, das nach einer Krise beschlossen hat, es müsse sich was ändern. Gemeinsam haben sie dann auf einem Grundstück in Mörbisch begonnen, Olivenbäume zu pflanzen, obwohl sie gar keine „richtigen“ Mörbischer sind, sondern Zuagroaste. Mittlerweile gibt es dort über 250 Olivenbäume und eine kleine Baumschule. Das Grundstück ist eine Augenweide, vom obersten Punkt aus kann man den ganzen Neusiedler See überblicken, von Nord bis Süd, so eine Aussicht gibt’s nur an ganz wenigen Plätzen. Mit den Oliven sei das aber gar nicht so einfach. Ungewiss bleibt, ob sie jemals Gewinn abwerfen werden. Den Hain betreibe man aus purer Liebhaberei, das spürt man als Besucher sofort.

 

An den Bäumen hängen braune Schaffelle, die Böcke mögen das nicht so gern und knabbern dann auch nicht die Rinde an, was wiederum gut für die Bäume ist. Im Vorjahr waren es insgesamt drei Liter Olivenöl, die gepresst wurden, ein paar Gläschen sind auch eingekocht worden. Zwar ist die Ernte noch nicht sonderlich groß, man rechne aber damit, dass sich Kosten und Erträge 2025 die Waage halten werden.

 

Biodiversität wird großgeschrieben in Olivias Bio-Olivenhain. Zwischen den Bäumen findet man auch andere Pflanzen, es soll keine Monokultur sein. Der Betrieb befindet sich im letzten Jahr seiner Bio-Zertifizierung, man will Vorbild sein und aufzeigen, dass eine gute Landwirtschaft im Einklang mit der Natur funktioniert.

 

Station 2: Nachhaltig wie eh und je

 

Anschließend krachen wir zufällig ins Heimatmuseum in Mörblisch hinein, Praktikant Leon wollte sich unbedingt einen Innenhof anschauen, beziehungsweise eine Hofgasse. Klassische Hofgassen-Häuser sind eigentlich sehr nachhaltig und auch in Zeiten des Klimawandels empfehlenswert. Oft sind es bis zu vier Parteien in einer Hofgasse, machmal auch mehr. Die Fläche wird optimal genutzt, es ist windgeschützt, die Häuser dämmen sich gegenseitig und es ist auch nicht so heiß, weil es Beschattung gibt und alles einen Sinn hat und durchdacht ist. So hat man zum Beispiel Nussbäume gepflanzt, die brennen nicht und auf den Schilfdächern hat das Feuer nicht überspringen können, von einem Haus zum anderen. Darunter ist der Ochse gestanden, ohne dass er von Fliegen gefressen worden wäre, weil die den Geruch der Nussblätter nicht leiden können. Und am Abend hat man unter den Bäumen ein Glas Wein getrunken, weil sich auch Gelsen nicht so gern unter Nussbäumen aufhalten.

 

Apropos: Wein haben damals schon die Kinder gekriegt, weil das Wasser in den Hausbrunnen oft nicht sauber war. Gebracht hat die Kinder damals schon der Storch, was vom Glauben herrührt, dass dort, wo es Störche gibt, es wenig Erdstrahlen und Wasseradern gebe und von daher gute Energie herrsche, weshalb auch die Kinder bessere Überlebenschancen hätten. In Häusern mit Störchen am Dach soll die Kindersterblichkeit geringer gewesen sein.

Groß sind sie jedenfalls nicht geworden, die Menschen damals, wie man an den Kleidungsstücken erkennt. Zum Teil gibt es noch Fotos aus dieser Zeit, Hochzeitsfotos und das dazugehörige Brautkleid. Spannend, was die Leute so alles gesammelt haben in Mörbisch und was erhalten geblieben ist.

 

Fun Fact: Zu den vier Wohneinheiten hat es hintaus vier Stadeln gegeben, jedes Haus hat seinen eigenen Stadl gehabt – aber Plumpsklo hat’s für alle nur eines gegeben, und zwar über dem Misthaufen. Die Betten in den alten Häusern waren mit Kukurruzblättern gefüllt, was sehr nachhaltig war. Die hat man einfach alle heiligen Zeiten einmal ausgetauscht. Die Betten waren recht kurz, meistens ist man darin gesessen. Die Menschen waren abergläubisch und haben Angst vorm Sterben gehabt und liegen tun nur die Toten. Die Tracht war schwarz. Die jungen Mädchen haben eine weiße Schürze gehabt, je schöner sie bestickt war, desto besser war die Trägerin als Hausfrau, so die Annahme. Und geheiratet ist dann auch eher worden.

 

Station 3: Dancing the night away!

 

Als krönenden Abschluss von Tag 4 geht’s zum Butterfly Dance. Das ist mittlerweile ein wirklich großes Festival im Schlosspark in Eisenstadt, mit super Musik. Das war total unterhaltsam, ich habe viele Menschen getroffen, viele Bekannte, die auch die frischgrüne Sommertour verfolgen. Unter anderem einen Landwirt, der das Renaturierungsgesetz und den Entschluss von Leonore Gewessler echt gefeiert hat. Und er war bei weitem nicht der einzige, der positiv darauf reagiert hat. Dann habe ich getanzt und bin in der Hängematte gelegen und ich muss sagen, das war echt ein leiwander Tag!